Aufgabenstellung
und Arbeitsgebiet
Die
Historische Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung
wurde 1923 in Königsberg (Pr) gegründet. Sie war damit eine
der jüngsten landesgeschichtlichen Historischen Kommissionen im damaligen
Deutschen Reich. Ihre räumliche Zuständigkeit sah die Historische
Kommission im Gebiet der preußischen Provinzen Ost- und Westpreußen,
wie sie bis 1920 bestanden hatten. In der damaligen wirtschaftlichen Notlage
übernahm die Kommission die Aufgabe, die Vorhaben der einzelnen älteren
Geschichtsvereine in Ost- und Westpreußen (Danzig) zu koordinieren.
Daneben gab es die Universität Königsberg sowie andere öffentliche
und private Einrichtungen, die die Geschichte des Preußenlandes
bzw. einzelne Disziplinen derselben als Aufgabengebiet wahrgenommen haben,
mit denen die Kommission die Zusammenarbeit suchte, um interdisziplinär
die Vergangenheit des Preußenlandes zu erforschen.
Nach Flucht und Vertreibung hat die Kommission seit 1950 in Verbindung
mit dem Johann-Gottfried-Herder-Forschungsrat und dessen Institut in Marburg
ihre Arbeit wieder aufgenommen, und zwar unter erschwerten Bedingungen,
da die Arbeit getrennt vom Arbeitsgebiet begonnen werden mußte.
Wenn das Preußenland weiterhin als unverzichtbarer Bestandteil der
deutschen Geschichte in Erinnerung bleiben und auch einer regional übergreifenden
Geschichtsforschung und Geschichtsbetrachtung als Angebot zur Verfügung
stehen sollte, dann drängte sich trotz aller Schwierigkeiten eine
Fortführung der Kommissionsarbeit auf. Die großen mediävistischen
Quelleneditionen konnten wieder aufgenommen werden. Die Schriftenreihe
vorwiegend für Monographien wird nach jahrzehntelanger Pause ebenfalls
fortgesetzt. Zwischenbilanzen der Forschung, die in guter alter landesgeschichtlicher
Tradition nach wie vor interdisziplinär betrieben wird, konnten durch
ein knapp formulierendes Handbuch für die Zeit vom ausgehenden Mittelalter
bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs sowie durch zwei umfangreiche Festschriften
mit jeweils rund 50 Beiträgen gezogen werden.
Die
chronische Unterfinanzierung der Historischen Kommission, die bereits
in der Zeit vor 1945 nicht auf ,Rosen gebettet’ war, hat es nötig
gemacht, vor allem größere Projekte bei anderen Einrichtungen
unterzubringen. Das von der Mainzer Akademie der Wissenschaften betreute
„Preußische Wörterbuch“ konnte mit ,Hängen
und Würgen’ abgeschlossen werden, während der Historisch-geographische
Atlas des Preußenlandes, zuletzt bei der Göttinger Akademie
der Wissenschaften, nach Lieferung 15 aus finanziellen Gründen abgebrochen
wurde. Zu nennen sind weiterhin die landesgeschichtlichen Bibliographien
im Herder-Institut Marburg oder die Edition bedeutender Quellen durch
Mitarbeiter des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz
in Berlin. Eine hinreichende Ausstattung der Kommission sollte dazu dienen,
jüngere Historiker für einzelne Projekte überschaubaren
Ausmaßes zu gewinnen und zu finanzieren. Die Aufgabe der Kommission
besteht darin, auch heute Forschungsarbeiten aller Art aus ihrem Aufgabengebiet
anzuregen, mögliche Bearbeiter zu gewinnen, Interessenten zu unterstützen
und einen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen.
Daß
dies auch im Zusammenwirken mit den Kollegen der Nachbarländer geschieht,
zu deren Staatsgebieten Teile Ost- und Westpreußens heute gehören,
ist dabei eine seit vielen Jahren geübte Selbstverständlichkeit.
Nach Polen und Litauen kommen erfreulicherweise Gespräche auch mit
russischen Historikern in Gang.
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